Dieser Text bewusst so gehalten, dass er ohne tiefreichende Englischkenntnisse verständlich ist.
Die Homepage des Debian-Projekts finden Sie unter http://www.debian.org/
Für Debian habe ich mich aus dreierlei Gründen entschieden:
Debian ist als stabiles Serversystem in der Industrie weitverbreitet. Im Gegensatz zu RedHat und SuSE, die ebenfalls weite Verbreitung genießen, ist Debian kostenlos und wird im selben Zustand auch professionell verwendet. In der Grundinstallation ist Debian recht einfach und offen gehalten, was seine zukünftigen Einsatzzwecke anbelangt; dies erfordert zwar mehr Aufwand bei der Konfiguration, ist aber gerade fürs Lernen sehr hilfreich.
Der Fairness wegen sei erwähnt, dass es für RedHat und SuSE ebenfalls kostenlose Varianten gibt; diese unterscheiden sich jedoch von den professionell eingesetzten Varianten dadurch, dass sie nicht so rigide auf Stabilität geprüft werden und der Support allein von der Entwickler- und Anwendergemeinschaft getragen wird. Im Falle von RedHat können Sie Fedora und CentOS ausprobieren, im Falle von SuSE openSuSE:
http://fedoraproject.org/
https://www.centos.org/
http://www.opensuse.org/
Ziel dieser ersten Übung
Wir werden hier zuallerest einen sogenannten "Headless Server" einrichten, der über keine grafische Benutzeroberfläche verfügt. Warum? Das hat vielerlei Gründe: um den grundsätzlichen Umgang mit Unix und Linux zu lernen, benötigen Sie erstmal keinen unnötigen Ballast. Mit Ballast sind hier die unzähligen Programme gemeint, die grafische Benutzeroberflächen mit sich bringen, aber auch die Einarbeitungszeit, die mit solcherlei Oberflächen verbunden ist. Außerdem werden Sie im industriellen Umfeld selten einen Linux-Server antreffen, der mit solchem "Ballast" bestückt ist.
Trotzdem spricht nichts dagegen, im Anschluss an die ersten Schritte einen grafischen Desktopmanager mit Desktopumgebung zu installieren. Vor allem, wenn man sich nicht von einem anderen Rechner aus am Server anmelden will oder kann, ist es bequemer, bei voller Bildschirmauflösung mit mehren Fenstern zu arbeiten oder im Browser nach Problemlösungen und Aufgabenstellungen zu suchen.
Bedenken Sie aber, dass für ein reines Serversystem keine Desktopumgebung nötig ist und deren Installation im Falle von Produktionsmaschinen sogar ein Sicherheitsrisiko darstellt und wertvolle Systemressourcen frisst.
Dieser nahezu minimal installierte Server kann Ihnen dann im Rahmen dieses Kurses als Grundlage dienen, diverse Experimente durchzuführen. Sie sind aber ermutigt, ihn nach Ihren Vorstellungen zu benutzen, Fehler zu machen, Probleme zu lösen und es gegebenfalls beim nächsten Anlauf besser zu machen!
Voraussetzungen
Voraussetzungen die Sie benötigen: ein alter Intel-kompatibler PC oder Server mit CD-ROM oder DVD-Laufwerk, Tastatur und Monitor.
Die Rahmendaten der Mindestvoraussetzungen für die Installation sind nach heutigen Maßstäben sehr bescheiden:
Laut der Dokumentation [1] werden mindestens 64 MB RAM und ein Pentium 4 mit 1 GHz benötigt. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Debian selbst mit grafischer Oberfläche auf einem Rechner mit 1,5 GHz und 1GB RAM für einfache Anwendungen (Bürosoftware, Browsen, Testen von Serverdiensten, Programmieren) schon sehr flüssig laufen kann.
Idealerweise ist dieser Rechner bereits an Ihr Heimnetzwerk angeschlossen und bezieht seine Netzwerkadresse automatisch per DHCP (dies erleichtert einige Schritte bei der Installation und Administration). Alternativ können Sie auf einem bereits installierten System eine kostenlose Virtualisierungslösung benutzen, wie zum Beispiel VirtualBox von Oracle (https://www.virtualbox.org/) oder VMware Player von VMware (https://my.vmware.com/de/web/vmware/free#desktop_end_user_computing/vmware_player/6_0).
Sollten Sie sich entschieden haben, eine vorhandene Linux-Installation als Host (Gastgeberrechner) zu benutzen, empfehle ich Ihnen, Virtualbox OpenSource Edition zu benutzen, das sich üblicherweise über die normalen Paketquellen installieren lässt (virtualbox-ose unter Debian/Ubuntu). Sollten Sie Windows oder Mac OSX als Hostsystem für Virtualisierung verwenden wollen, können Sie sich wahlweise Virtualbox oder VMware Player herunterladen und installieren.
Wenn Sie einen alten PC als Laborrechner benutzen können, brauchen Sie nichts weiter, als eine Installations-CD, die Sie sich auf einem funktionerenden Rechner mit ihrem CD-Brenner erstellen können.
Ein entsprechendes ISO-Image der Installations-CD erhalten Sie auf http://www.debian.org/CD/http-ftp/#stable
Sollten Sie einen 64-bit fähigen Rechner haben, können Sie die amd64 Architektur wählen, bei 32-bit die i386 Architektur (diese Bezeichnungen haben historische Gründe.) Falls Sie sich unsicher sind, sollte die 32-bit Version auf sämtlichen neueren und älteren Intel-kompatiblen Rechnern laufen, bis hinab zum 486er, aber wenigstens Pentium :)
Auf einem 386er ürigens wurden die ersten Linux-Kernel entwickelt, der Support für 386er CPUs wurde aber vor kurzem eingestellt. Ich persönlich habe mit Linux auf einem Pentium III angefangen.
Eine ausführliche Installationsanleitung finden Sie unter: http://www.debian.org/releases/stable/amd64/index.html.de für 64-bit-Rechner bzw für 32-bit-Rechner unter: http://www.debian.org/releases/stable/i386/index.html.de
Los jetzt endlich!
Beginnen wir die Installation. Der Rechner muss so eingestellt sein, dass er von CD booten kann. Je nach Hersteller ist der Vorgang unterschiedlich; häufig muss man hierfür 'F12' im POST-Bildschirm des BIOS/EFI direkt nach dem Einschalten drücken. Ansonsten hilft eine Google-Suche nach "[Rechnerbezeichnung] von CD booten"
Ich selbst habe die Installation innerhalb von VirtualBox auf einem Laptop mit Linux vorgenommen, auf einer frischen virtuellen Platte (dies ist lediglich eine Datei, die auf meinem Hostrechner abgelegt wird und nichts an meinem bestehenden System verändert, außer zuvor festgelegten Speicherplatz zu verbrauchen.)
Beachten Sie, dass bei der hier gezeigten Installationsvariante sämtliche Daten auf Ihrer (gegebenenfalls virtuellen) Festplatte überschrieben werden. Sollten Sie das nicht wünschen, gibt es noch Alternativen: bei einer nativen Installation auf "echtem Blech" ist eine Multi-Boot Installation möglich; dabei sind dann mehrere Betriebssysteme auf der Festplatte installiert und Sie können beim Booten auswählen, welches Sie starten möchten. Hierauf und auf die vielen weiteren und komplexeren Möglichkeiten möchte ich aber im Rahmen dieser Anleitung nicht eingehen, da Sie, vor allem wenn Sie noch nicht sehr erfahren im Umgang mit Linux sind, Gefahr laufen, sich ein brauchbares System scheinbar unreparierbar zu zerlegen. Sollten Sie dennoch wagemutig sein, empfehle ich Ihnen, gründlich über Backup- und Wiederherstellungsmöglichkeiten informiert zu sein und diese zu beherrschen.
Es folgen nun einige Screenshots, die bei Bedarf kommentiert sind. Beachten Sie, dass ich mich für die klassische textbasierte Installation entschieden habe. Bei der grafischen Installation ändert sich, außer der Maussteuerung, an den Optionen nichts. Einzelne Menüpunkte können mit der Tabulator-Taste bzw. den Pfeiltasten angewählt werden, das Bestätigen erfolgt mittels der Eingabetaste:
Das Boot-Menü der Installations-CD |
Auswahl der Sprache |
Auswahl des Standortes |
Wahl des Tastaturlayouts |
Wahl des Rechnernamens |
Angabe des Domainnamens |
Setzen des root-Passworts |
Erstellen des ersten normalen Benutzerkontos. Im nächsten Dialogfenster wird dann nach dem Benutzernamen aus Systemsicht gefragt werden. |
Setzen des Benutzerpasswortes |
Sollte die Netzwerkverbindung bereits funktionieren, gleicht sich der Rechner nun mit einem öffentlichen NTP-Server ab. |
Festlegen der Partitionierung |
Auswahl der Festplatte. |
Auswahl des Partitionslayouts |
Abschließende Prüfung des Layouts |
Eine swap-Partition ist ein kleinerer Bereich (etwa fast so groß bis zweimal so groß wie der RAM), der verwendet wird, um vollgelaufenen RAM auf die langsamere Festplatte auszulagern bzw. den Inhalt des RAM zu speichern, wenn das System in den Tiefschlafzustand (suspend-to-disk) versetzt wird. Unter Windows übernehmen diese Rolle zwei Dateien (pagefile.sys und hiberfil.sys).
Durchführen der Partitionierung |
Die Installation läuft... |
Auswahl des Spiegelservers für weitere Installationspakete |
Wahl eines Spiegelservers |
Angabe der Proxy-Daten. |
Nun sollte die restliche Installation laufen.
Installation einiger Pakete |
Frage nach Popcon |
Auswahl der Systembestandteile mittels tasksel |
Beachten Sie, hier alles außer "Standard-Systemwerkzeuge" abzuwählen! Wir wollen hier nur die Grundinstallation mit Standardwerkzeugen. Fehlende Software lässt sich später problemlos nachinstallieren.
Nun werden noch abschließend Pakete installiert.
Installation des Bootloaders |
Die Installation ist abgeschlossen. |
Sie können nun die CD entfernen und den Rechner neu starten lassen. Er wird nun versuchen, das frisch installierte System von der Platte zu starten.
Erster Reboot: das GRUB Bootmenü |
Fertig! Das System ist gestartet und wartet auf Eingaben. |
Haben Sie sich mit Ihrem normalen Benutzer angemeldet, können Sie nun mit folgendem Befehl zu root, dem Administrationsbenutzer, werden:
su [Eingabetaste]
Anschließend werden Sie nach dem root-Passwort gefragt. Es werden keine Sternchen odgl. angezeigt. Dies soll vermutlich dazu dienen, neugierigen Blicken keine Rückschlüsse auf die Länge des Passwortes treffen zu lassen.
Sieht ihre Kommandozeile nun in etwa so aus, sind Sie root:
root@testserver:/home/testuser# _
Nun müssen Sie nur noch mit einem Texteditor eine Datei bearbeiten. In der Grundinstallation sind zwei Texteditoren installiert, von denen ich weiß: vi und nano. vi oder seine Weiterentwicklung vim werden Sie vermutlich auf jedem Linux- und Unix-System finden, das Ihnen begegnen wird. Fürs erste einfacher zu bedienen ist nano:
root@testserver:/home/testuser# nano /etc/apt/sources.list
Der folgende Bildschirm sollte in etwa so aussehen:
/etc/apt/sources.list bearbeitet mit nano |
Im speziellen Fall sorgt dies dafür, dass bei kommenden Update- und Installationsversuchen nicht nach der CD verlangt wird.
Die Legende erklärt, dass Sie die Änderungen mit Strg+O Speichern können (^, das Dächlein oder Circumflex, bedeutet in diesem Zusammenhang "Strg", die Control-Taste). Speichern Sie die Änderungen also mit Strg+O und schließen Sie das Programm mit Ctrl+X.
Anschließend können wir mit folgendem Befehl den Paketindex neu einlesen lassen un die Grundinstallation ist hiermit beendet:
root@testserver:/home/testuser# apt-get update
Im nächsten Tutorial folgt eine Einführung in die Paketverwaltung und die Standardmethode, um Fernzugriff auf ein System zu erhalten.
Haben Sie noch Fragen, Wünsche, Anregungen? - Gerne können Sie diese in den Kommentaren äußern!
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